ich finde, vor allem einfach im regen fahren (=üben), ruhig bleiben und einen "runden" fahrstil an den tag legen ... das sind die wichtigsten tipps. ich persönlich denke, dass viel mehr geht, als man so denkt. ich bin mal hinter gerd einfach drangeblieben und so schnell gefahren, wie ich sonst nicht gefahren bin. in der kurve ein bisserl nebendransetzen und nicht so gegenlenken, wie im trockenen, sondern gerader durch die kurve und mit der kurve lenken ... das hilft.
ich finde, da steht ziemlich viel von dem drin, was man dazu empfehlen kann (quelle; Fahrschule Heinz Hubbert) :
Es regnet, Gott segnet, die Strasse ist nass!
Gedanken zum Fahren bei Regen
Von Heinz Hubbert, Fahrlehrer und Sicherheitstrainer(Instruktor)
Ausbildungsmoderator des DVR
Ein Phänomen, zu sehen, wie ein bisschen Wasser die Verhaltensweise von Motorradfahrern und Motorradfahrerinnen verändert.
Kerzengerade und stocksteif auf dem Motorrad positioniert gleicht der Fahrer/ die Fahrerin einer an einem eingeklemmten Ischiasnerv laborierenden Person, welche zur Bewegungsunfähigkeit verdammt aufs Motorrad gebunden wurde.
Warum eigentlich?
Es hat, glaube ich, viel mit fehlerhafter Information, Unwissenheit und mangelndem Training zu tun.
Fehlinformationen werden( leider) oft schon in der Ausbildung vermittelt. Liegt es vielleicht daran, dass zu wenige Fahrlehrer selbst aktive Motorradfahrer sind?
Die Unwissenheit um das Fahren bei regennasser Fahrbahn resultiert zweifellos aus mangelndem Training. Und mit der Angst, bei Regen zu fahren (und somit zu trainieren) schließt sich der Teufelskreis! Aber was kann man dagegen tun?
Der Reihe nach:
1. Informationen zum Fahren bei Regen
a. Die Sicht
Eine technische Lösung für die Anbringung eines „Scheibenwischers“ am Helmvisier wurde bisher nicht gefunden. Regentropfen auf dem Visier schränken die Sicht erheblich ein und führen zu Blickirritationen. Der Atem lässt das Visier von innen beschlagen. Öffnet man das Visier ein Stückchen, läuft von oben Wasser innen am Visier herunter. Außen auf dem Visier befindliches Wasser lässt sich leicht mit einem Wildlederstreifen an den Zeigefingern der Handschuhe oder einer dort angebrachten Wischlippe abwischen. Innen wird’s sicherlich schwieriger, die Wassertropfen zu entfernen. Gegen das Beschlagen hilft entweder ein Helmeinsatz, der den Atem des Fahrers vom Visier fernhält oder die Verwendung eines Anti- Beschlagmittels. Oft reicht auch ein Tropfen Spülmittel, der, fein innen auf dem Visier verteilt, zumindest für einige Zeit das Beschlagen verhindern kann. Brillenträger haben es sehr schwer wenn es regnet. Ein Öffnen des Visiers kommt für Sie nicht in Frage!
b. Die Kleidung
Bei längeren Fahrten im Regen ohne wasserdichte Kleidung kühlt der Körper aus. Die Konzentration geht verloren. Man denkt nur noch ans Ankommen und weniger ans Fahren!
Eine gut gepflegte(und stets gefettete) Lederkombi hält einen kurzen Regenguss schon aus. Bei längerem Regen wird sie undicht. Gore- Tex oder andere ähnliche Membran sorgen für ein gutes Klima und lassen das Wasser nicht durch!(?) Meine persönliche Erfahrung sagt, das mir bei längerer Fahrt im Regen in Gore- Tex- Kleidung immer kühler wird! Daher empfehle ich:
Neben der obligatorischen Schutzkleidung sollte jeder Motorradfahrer eine Regenkombi mit sich führen. Ob Ein- oder Zweiteilig bleibt dem Fahrer überlassen. Bei einteiligen Kombis sollte der Reißverschluss zwecks besseren Einstiegs jedoch schräg von der Schulter zum Oberschenkel der anderen Körperseite verlaufen.
Stiefel mit Membran halten die Füße trocken. Glaubt mir, es gibt nichts Schlimmeres als nasse und kalte Füße, wenn man noch einige Kilometer vor sich hat!
Handschuhe mit Membran oder wasserdichte Überhandschuhe runden die Ausrüstung ab.
c. Das Wissen um die Fahrphysik
Wer einmal an einem Sicherheitstraining teilgenommen hat, wird bestätigen, dass ihm viele Reaktionen seines Motorrades und seine eigene Motorik bewusster geworden sind. Die Fahrphysik verstehen und kennen bedeutet, seine eigenen Fehler beim Fahren analysieren zu können. Nur diese Grundvoraussetzung gibt einem die Möglichkeit, sein eigenes Fahren zu kontrollieren und stets zu verbessern.
Die Fahrphysik ändert sich bei Regen nicht, sie ist immer noch die Gleiche.
Lediglich der Kamm`sche Kreis wird kleiner, was bedeutet, dass geringere Haftreibungswerte zwischen Reifen und Fahrbahn zur Verfügung stehen.
Dies können wir kompensieren, indem wir vorrausschauender fahren, früher mit allen bedientechnischen Vorgängen beginnen und vor Allem das Tempo etwas zurücknehmen. Wenn wir die Kurven bei Regen langsamer fahren, müssen wir eine geringere Schräglage einnehmen, um dem Kurvenverlauf zu folgen. Handbremse, Fußbremse und Gasgriff gehören feinfühlig bedient. Auch harte Kupplungsvorgänge,
z.B. nach einem hochtourigen Runterschalten, sollten vermieden werden.
d. Fahrbahn lesen
Deutsche Strassen gleichen momentan oft in ihrer Oberflächenbeschaffenheit einem Flickenteppich. In ihrer Ebenheit erinnern sie an deutsches Wellblech. Schon bei trockener Fahrbahn ist es für Motorradfahrer wichtig, permanent aufmerksam die Beschaffenheit der Fahrbahn zu beobachten. Ist die Fahrbahn regennass, bekommt das Erkennen von Bitumenstreifen und –flächen eine noch größere Bedeutung. In einigen Kurvenbereichen sind die den Grip bringenden Oberflächen durch PKW und LKW dermaßen abgefahren, das nur noch die Teer- bzw. Bitumenschicht vorhanden ist. Diese Stellen können schon bei Trockenheit zur Problemstellung werden. Bei Regen sind sie für Motorradfahrer heimtückische Fallen. In diesen Fällen kommt oft wieder das
Verkrampfungsphänomen zu Tage. Der Motorradfahrer erkennt die für sein Fahren gefährliche Stelle, sein Blick focusiert dieselbe, ein verkrampfender Ruck geht durch den Körper. Die Blickführung zum weiteren Fahrbahnverlauf geht verloren, ein angstvolles Zukneifen der Handbremse führt zum Verlassen der Fahrbahn oder zum Sturz. Was tun?
Fährt man mit entsprechenden Reserven bei Regen in solche Kurvenbereiche ein, hilft oft ein Wegnehmen des Gases, ein gefühlvolles Herunterschalten. Man verringert die Geschwindigkeit und kann somit die Kurve aufrechter durchfahren. Vermeiden Sie jedoch den Verlust der Blickführung. Der Bitumenfleck wird nicht weniger rutschig, wenn Sie ihn anschauen. Schauen Sie weiter in die beabsichtigte Fahrtrichtung.
Moderne Motorräder sind auf Grund ihrer Fahrwerke in der Lage, kleiner Rutscher zu verkraften, ohne gleich den Fahrer loswerden zu wollen.
Nehmen wir mal ein Beispiel:
Sie fahren mit 50 km/h in eine Kurve ein und sehen einen Bitumenstreifen von etwa
25 cm Länge, den Sie in Schräglage überqueren müssen. Locker bleiben!
Bei 50 km/h legen Sie 13,88 m/s zurück. Um die 25 kritischen Zentimeter zu überqueren, benötigen Sie etwa 1/55 Sekunde. Ein kleiner Wackler, und es ist vorbei!
Denn der Reifen hat nach diesem Bitumenstreifen wieder genügend Grip.
Verkrampfen Sie nicht! Bleiben Sie locker sitzen! Schauen Sie weiter in die beabsichtigte Fahrtrichtung! Eine gewisse Ignoranz bezüglich dieser kleinen, die Fahrweise beeinträchtigenden Faktoren tut manchmal gut!
Dies kann jedoch nicht immer und überall gelten!
e. Und wenn ich mal richtig bremsen muss?
Wie schon unter Punkt c. erwähnt ist die gefühlvolle Bedienung der Hebel und Pedale eine Grundvoraussetzung zum sicheren Fahren bei Regen. Bleibt die Reaktion in einer Gefahrsituation! Schnell möglichst viel Bremsdruck aufbauen ist die Grundlage für einen kurzen Bremsweg zur Vermeidung einer Kollision.
Packe ich zu hart in die Vorderradbremse, blockiert sie. Die Kreiselkräfte sind weg, ich stürze. (Natürlich kann ich zur Vermeidung eines Sturzes die Vorderradbremse wieder lösen. Nur bremse ich dann nicht mehr und die Wahrscheinlichkeit der Kollision steigt sprunghaft.) Was tun?
Suchen Sie sich einen Platz mit einer rauen Fahrbahnoberfläche. Üben Sie auf diesem Platz anfänglich den gefühlvollen Einsatz der Bremsen mit stet ansteigendem Bremsdruck. Haben Sie oft genug gebremst, speichert sich der eingesteuerte Druck, den Sie am Handbremshebel eingegeben haben, in Ihnen ab. Nun versuchen Sie, diesen eingesteuerten Druck mit einer kurzen, schnellen Bewegung unmittelbar aufzubauen. Aber Vorsicht: Seien Sie vorbereitet, die Handbremse sofort zu lösen, sollte Ihr Vorderrad blockieren.
Üben Sie erst auf trockener Fahrbahn. Gelingt Ihnen ein degressives Bremsen, trainieren Sie auf nasser Fahrbahn. Denken Sie aber an die verminderte Haftreibung bei Nässe. Fangen Sie, wie oben beschrieben, wieder vorsichtig an und steigern sich langsam.
Und die Fußbremse?
Schon in der Fahrschule haben Sie gehört, das man beide Bremsen benutzen soll.
Die Hinterradbremse neigt beim Bremsen eher zum blockieren, da durch die dynamische Achslastverlagerung das Gewicht des Motorrades beim Bremsen nach vorn schiebt, das Hinterrad wird entlastet. Es fehlt das Gewicht bzw. der Druck, der das Hinterrad am Boden hält und dafür sorgt, das durch Reibung eine entsprechende Verzögerung stattfindet. Bei den meisten, modernen Motorrädern ist ein blockierendes Hinterrad bei städtischen Geschwindigkeiten unproblematisch, solange die Fahrbahn eben und griffig ist. Hohe Geschwindigkeiten, unebene oder gewölbte Fahrbahnen sowie Nässe sind da schon wesentlich gefährlicher. In diesen Situationen könnte es dazu kommen, das sie von Ihrem Heck überholt werden, was zwangsläufig zum Sturz führt. Was tun?
Ein Aschenplatz bringt erste und gute Vorraussetzungen. Beginnen Sie mit geringer Geschwindigkeit (ca. 30 km/h). Sie fahren mit der genannten Geschwindigkeit, ziehen die Kupplung und treten schlagartig fest auf den Fußbremshebel. Das Rad soll sofort blockieren. Sie werden feststellen, das ein leicht ausbrechendes Hinterrad durch Gewichtsverlagerung des Körpers und geringe Lenkeinflüsse gut zu beherrschen ist.
Üben Sie dies mehrfach, steigern Sie die Geschwindigkeit nur mäßig, vertrauen Sie ihrem Gefühl, wann es genug ist!
Gelingt Ihnen diese Übung aus ca. 40 – 50 km/h auf Asche, sollten Sie auf Asphalt üben. Um den Hinterradreifen zu schonen, sollte die Fahrbahn nass sein. Steigern Sie sich genauso behutsam wie vorher auf dem Aschenplatz. Nach genügendem Training werden Sie feststellen, das Ihnen ein blockierendes Hinterrad am A.... vorbei geht.
(Nur sprichwörtlich, nicht fahrphysikalisch!!!)
Anmerkung: Eigentlich traurig, das die Motorradindustrie keine erschwinglichen Motorräder mit gut funktionierendem ABS für Fahranfänger anbietet. Die preiswerteste, mir bekannte Variante wäre die BMW F 650 mit 7500 – 8000 € Einstiegspreis. Zu viel für einen jungen Menschen, der gerade zu seinem Hobby Motorradfahren finden möchte. ( Ein ABS nimmt dem Fahranfänger die Angst vor dem Blockieren des Vorderrades. Nach einigen Versuchen wird man feststellen, das man bei Geradeausfahrt (auch bei Nässe) bedenkenlos vollen Bremsdruck einsteuern kann. Die Angst vorm Sturz nimmt ab, der Bremsweg wird kürzer und hilft die Kollision zu vermeiden)
Fazit:
„Man kann sich drehen und wenden wie man will,
der Arsch bleibt immer hinten!“
soll heißen
Wer nicht im Regen fährt, wird’s auch nicht lernen!
Ausschlaggebend für ein sicheres Fahren auch im Regen ist es, das man trainiert, trainiert und nochmals trainiert!
Training hilft, unnötige Ängste abzubauen, das Fahrgefühl in der gegebenen Situation zu verstärken und die Selbstsicherheit des Motorradfahrers auf ein gesundes Maß zu steigern.
Wer bei Regen Angst entwickelt, gefährdet sich selbst durch Verkrampfung ungemein.
Verlieren Sie nie den Respekt, vermeiden Sie jedoch Angst. Steigern Sie sich langsam, denn auch die Grenze zwischen Mut (den Sie in einem gewissen Maße mitbringen müssen) und Leichtsinn ist sehr schnell überschritten.
Respekt und Angst, Mut und Leichtsinn, eine schmale Gratwanderung! Hier sind Kopf und Bauch gefragt!