Hallo zusammen,
ich habe mir um das Thema Airboxumbau, SLS und Auspuff im Vorwege auch mal so meine Gedanken gemacht und jetzt auch mal ein wenig dementsprechend probiert.
Grundsätzliches vorweg:
Die Abgaswerte werden bei Motorrädern in Deutschland nur bei Leerlaufdrehzahl erfasst und somit ist auch nur dieser Bereich bei der Gemischeinstellung relevant, um gesetzlichen Bestimmungen zu genügen.
Die Fahrzeughersteller müssen bei der Planung und Konstruktion eines Motors und seiner Gemischaufbereitung 2 wichtigen Anforderungen gerecht werden:
1) gesetzliche Bestimmungen bezüglich des Abgasverhalten
2) dem Wunsch des Kunden nach einem Fahrzeug mit möglichst langer Lebensdauer
Punkt 1) wird erreicht, indem die Gemischaufbereitung in dem Drehzahlbereich, in dem auch die Messungen stattfinden, so eingestellt wird, daß sie eben möglichst mager läuft.
Punkt 2) wird erreicht, in dem eigentlich alles ab dem mittleren Teillastbereich, zumindest aber im oberen Lastbereich, ziemlich fett abgestimmt ist. So kann auch bei Tempobolzerei auf der Bahn eigentlich nichts kaputt gehen.
Sekundärluftsystem (SLS):
Dieses dient nur dazu, dem Kat zusätzlichen Sauerstoff zur Verfügung zustellen, damit er schneller auf Betriebstemperatur kommt, und somit
1) schneller seine Arbeit aufnehmen kann, und
2) auch etwas weiter vom Auslaß entfernt verbaut werden kann, und trotzdem eine längere Standzeit realisierbar ist.
In unseren Möppis ist ein passives SLS verbaut, welches das Pulsieren des Abgasstromes nutzt, um den zusätzlichen Sauerstoff in das Abgassystem einzulassen.
Fahren mit oder ohne SLS:
Diese Frage stellt sich nur, wenn man an einem Bauteil des Abgassystems etwas geändert hat.
Beim originalen Auspuff hat das Verwenden des SLS durchaus seine Berechtigung, da dieser Topf aufgrund seines Aufbaus den Abgasen eine viel längere Verweildauer(höherer Staudruck) in ihm aufzwängt und die einzelnen Komponenten auch von den Konstrukteuren auf ein exaktes Zusammenspiel abgestimmt wurden.Es macht also nichts aus, wenn das SLS aktiv ist, da für den Motor und auch für den Kat die richtige Menge Luft zur Verfügung steht, um korrekt arbeiten zu können.
Verwendet man jedoch einen anderen / offeneren Endtopf so wird davon natürlich die Gemischbildung in der Art beeinflusst, als das der Motor ( aufgrund von geringerem Staudruck) magerer läuft. Wird der Abgasanlage dann auch noch über das SLS Sauerstoff zugeführt, stimmen die Verhältnisse im Auspuff gar nicht mehr – es kommt zum Magerpatschen.
Mein Versuch dazu:
Möppi original gefahren und alles lief rund und sauber.
Dann anderen Püffer gemacht, montiert und gefahren, mit dem Ergebnis, das ich bei jedem Schaltvorgang, also beim Gaswegnehmen, ein kurzes Magerpatschen hatte, trotz ordentlicher Fahreigenschaften
Daraufhin habe ich das SLS deaktiviert und das Magerpatschen ist weg und alles läuft wieder rund.
Airboxumbau:
Der originale Ansaugschnorchel ist gut durchdacht und hat absolut seinen Zweck, den er auch bestens erfüllt.
Der zweiteilige ( 2 Ansaugkanäle) Schnorchel hat den Zweck die Strömungsgeschwindigkeit der angesaugten luft auch bei geringen Drehzahlen hoch zu halten, so daß eben auch dabei eine möglichst effektive Zylinderfüllung stattfinden kann. Erst bei höheren Drehzahlen, wenn neben mehr Sprit auch mehr Luft benötigt wird, öffnet der 2. kanal, so daß bei gleichen Ansauggeschwindigkeiten trotzdem mehr Luft zur verfügung steht.
Umgeht man dieses System (z.B.) mit dem Airboxumbau, so ist der angesaugten Luft ein geringerer Widerstand entgegengesetzt und die Strömungsgeschwindigkeit nimmt rapide ab. Die Gasannahme im unteren Drehzahlbereich verschlechtert sich drastisch, das seidenweiche und lochfreie Beschleunigen aus dem Drehzahlkeller ist hin.Im oberen Drehzahlbereich ist es unwichtig ob mit oder ohne Schnorchel.
Mein Versuch dazu: Fahren mit und ohne Schnorchel
Ergebnis: lieber mit Schnorchel.
Im Übrigen ist die Eintrittsöffnung beim Airboxumbau nicht größer als der zur Verfügung stehende Querschnitt des Schnorchels... guckt mal genau hin. Selbst wenn sie größer wäre, würde es nichts nützen, da ( zumindest der originale Filter) immer noch die gleiche Öffnung und Filterfläche hat.
Die Krux bei dem Spiel ist, daß einem das nette Ansauggeräusch und die trotzallem vorhandene Leistung es einem vorgaukeln, was Tolles gemacht zu haben.
Der Airboxumbau - wie auch eigentlich alle anderen Spielereien bei Gemischaufbereitung und Abgasanlagen - ist, was die Leistung und das Fahrverhalten angeht, in den meisten Fällen, kontraproduktiv - es sei denn man zieht einen PC hinzu um dann auf dem Prüfstand die richtigen Einstellungen für die jeweilige Konstellation herauszufinden, und ausgleichend eingreifen zu können.
Ich habe fertig