Motorrad-Bremsanlagen

  • Nicht mehr ganz neu vielleicht, aber dennoch aktuell:


    Zusammenfassung einer Untersuchung der TU Darmstadt zu Motorrad-Bremsanlagen.


    (Direkte Verlinkung ging leider nicht, deshalb ausnahmsweise hier mal der Text. Quelle http://www.bast.dehttp://www.bast.de[/URL], durchklicken)
    Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen


    Heft F 46


    Anforderungen an zukünftige Kraftrad-Bremssysteme zur Steigerung der Fahrsicherheit
    Zitat:


    Kurzfassung


    Die Bundesanstalt für Straßenwesen hat das Fachgebiet Fahrzeugtechnik der Technischen Universität Darmstadt (fzd) damit beauftragt, die Bremsung des Motorradfahrers mit verschiedenen Kraftradbremssystemen zu untersuchen.
    Die Bremsung ist eines der am schwierigsten zu beherrschenden Motorradfahrmanöver. Dem Fahrer als Regler zweier unabhängig voneinander bedienbarer Bremskreise wird die Regelaufgabe zusätzlich erschwert durch die latente Sturzgefahr eines kreiselstabilisierten Einspurfahrzeugs. Hinzu kommen das ungünstige, die Gefahr eines Bremsüberschlags begünstigende Verhältnis von Schwerpunkthöhe zu Radstand und die meist hohen Bremskräfte bereits bei niedrigen Bedienkräften. Weitere fahrwerkabhängige Parameter wie die Lage des Nickpols beeinflussen den zeitlichen Ablauf der Radlastverschiebung während der für die Erzielung eines geringen Bremswegs besonders wichtigen Anfangsphase der Bremsung.
    Trotz dieser für den Fahrer als Regler ungünstigen Voraussetzungen hat sich am Grundkonzept der im größten Teil der Motorradpopulation verbauten Standardbremse mit getrennter Bedienung von Vorderrad- und Hinterradbremse seit Beginn des letzten Jahrhunderts nichts geändert. Aufgabe der vorliegenden Forschungsarbeit ist es, Anforderungen an Bremssysteme, mit denen der Motorradfahrer sichere Bremsungen mit kurzen Bremswegen reproduzierbar erreichen kann, zu formulieren. Dazu wurden Testpersonen Bremsaufgaben mit den fünf verschiedenen Bremssystemen Standard- und Kombibremse jeweils mit und ohne ABS sowie blockiergeschützte Kombibremse mit Einhebel-Bedienung gestellt und die erzielten Bremswege sowie Belastungs- und Beanspruchungsgrößen des Fahrers aufgezeichnet.
    Die Versuche zeigen folgende Ergebnisse: Die erzielten Bremswege sind mit ABS kürzer als ohne, was vor allem auf die Unterschiede in der Anfangsphase einer Bremsung zurückgeführt werden kann. Die während dieser Anfangsphase verstreichende Zeit steigt bei Bremsungen ohne ABS überproportional mit der Ausgangsgeschwindigkeit. Dies gilt auch und vor allem für die Kurvenbremsung. Ein signifikanter Unterschied zwischen Standard- und Kombibremse konnte nicht festgestellt werden. Die Bedienung einer blockiergeschützten Kombinationsbremse mit nur einem Bremshebel zeigt keinerlei Nachteil gegenüber einer konventionellen Zweihebel-Bedienung.
    Bei Bremsungen ohne ABS stieg die als Beanspruchungsgröße herangezogene Herzschlagfrequenz deutlich stärker an als bei Bremsungen mit ABS. Auch der Muskeltonus des Flexor Digitorum Superficialis, eine Belastungsgröße, liegt wie auch andere Belastungsgrößen aufgrund der mit einer höheren mentalen Beanspruchung einhergehenden Muskelanspannung bei Bremsungen ohne ABS deutlich höher als bei Bremsungen mit ABS. Die während des Versuchsbetriebs aufgetretenen Stürze fanden erwartungsgemäß nur bei Bremsungen ohne ABS statt.
    Es können folgende Empfehlungen für zukünftige Kraftradbremssysteme abgeleitet werden: ABS sollte bei Einspurfahrzeugen möglichst flächendeckend Verwendung finden; dabei kann es abschaltbar gestaltet werden. Beim Vorhandensein einer blockiergeschützten Kombibremse ist ein Bedienelement ausreichend; dies sollte der Handbremshebel sein. Eine Überschlagregelung blockiergeschützter Bremsen ist notwendig, bestehende Überschlagregelungen müssen verbessert werden.


    Ende Zitat
    Gibt's da was zu diskutieren?
    Grüße


    Bernhard



    --------------------

    Ich weiß nicht immer, wovon ich rede, ich weiß aber, daß ich Recht habe...
    Muhammad Ali, der sich solche Aussage leisten konnte...

  • Moin Bernhard
    verschick das mal an Honda, Suzuki, Yamaha und Konsorten. Ich für meinen Teil bedauer es kein ABS zu haben! Kombi Bremse mit ABS wäre natürlich nonplusultra4x4turboundhierundda
    bremsengrüsse
    uhjeen :D:D
    --------------------


    Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben; wer zu früh kommt, den bestrafen die Frauen! :D

    Richtige Männer trinken keine Milch, sie essen Kühe!! 8)

  • Hallo Bernhard.
    Das Fazit ist m.E. nach kurz aber vollständig, zumindest für gerade Vollbremsungen. Sehr gut ist insbesondere der Hinweis auf eine notwendige Überschlagregelung bei ABS - sonst fliegt mann ja sehr schnell ab.
    Was mir fehlt ist ein Hinweise auf das besonderes ABS-Verhalten beim Motorrad in Kurven. Wurde das überhaut untersucht? Habe dazu nichts gefunden, auch bei der TUDA nicht.
    Gruß
    --------------------


    Grüße von


    Big Biker Thomas S.

    Grüße von
    BIG Biker Thomas S. :)

  • Hallo zusammen,
    für mich gilt seit 1997 - BMW mit ABS - nie mehr ohne.
    Gestern BMW verkauft - SC 54 telefonisch bestellt.
    Heute den Fzg-Brief bekommen zur Zulassung - CB 1300 S SCHWARZ mit ABS!!!!!!!!!!!!
    Freitag wird die Dicke zugelassen.
    Gruß
    Rainer

  • Hallo Thomas,
    ich nehme mal an, daß das Kurvenverhalten untersucht wurde und postive Ergebnisse für das ABS dabei herauskamen. Zumindest schließe ich das aus diesen Sätzen: Die während dieser Anfangsphase verstreichende Zeit steigt bei Bremsungen ohne ABS überproportional mit der Ausgangsgeschwindigkeit. Dies gilt auch und vor allem für die Kurvenbremsung.
    Leider gibt es im Netz nur die Zusammenfassung. Die vollständige Studie wird von der BAST für ein paar Euros zum Kauf angeboten.
    Psychologische Aspekte flossen auch in die Untersuchung ein. Auf die hat ja in einem überraschend fundierten Artikel letztens auch MOTORRAD hingewiesen mit dem Fazit, daß zum wirkungsvollen Ausnutzen eines ABS ein spezielles Bremstraining unbedingt empfehlenswert ist.
    Grüße


    Bernhard



    --------------------

    Ich weiß nicht immer, wovon ich rede, ich weiß aber, daß ich Recht habe...
    Muhammad Ali, der sich solche Aussage leisten konnte...

  • Kann ich bestätigen. Hab das ABS jetzt seit 1500 KM - nicht einmal genutzt. OK, hinten isses ja easy auszuprobieren, aber vorne iss die Bremsleistung schon so heftig dass es mich psychologisch sperrt, da volle Kanne reinzulangen. Werd mir mal nen Parkplatz suchen bei Gelegenheit und n bissi Bremsen üben :)
    --------------------

  • Hallo Bernhard,
    ja, das deutet darauf hin. Ich habe mal gelernt, daß ABS in Kurven ab einer gewissen Schräglage sehr gefährlich wird, da ein wie auch immer noch so kurzes Blockieren bzw. höherer Schlupf die notwendige Seitenführungskraft so stark erhöht, das man sofort abschmiert. Und soweit ich mich erinnern kann, waren auch die ersten Systeme von BMW in Schräglage automatisch abgeschaltet.
    Na ja, von Hand kann man ja auch blockieren. Die heutigen Regelsysteme sind offenbar so schnell, das der Effekt nicht mehr so kritisch auftritt.
    Gruß
    --------------------


    Grüße von


    Big Biker Thomas S.

    Grüße von
    BIG Biker Thomas S. :)

  • Hallo zusammen,
    am Besten kann man auf einem Kiesweg oder einigermaßen festem Rasen das ABS testen.


    Nicht zu langsam fahren - ab 30 km/h. Danach auf nasser Fahrbahn weiter testen und nicht von den "Bocksprüngen" einschüchtern lassen.


    --------------------


    Schwarze Grüße


    Rainer

  • Zitat

    quote:Orginal von em-tk


    Kann ich bestätigen. Hab das ABS jetzt seit 1500 KM - nicht einmal genutzt. OK, hinten isses ja easy auszuprobieren, aber vorne iss die Bremsleistung schon so heftig dass es mich psychologisch sperrt, da volle Kanne reinzulangen. Werd mir mal nen Parkplatz suchen bei Gelegenheit und n bissi Bremsen üben :)



    Ich habs bei 2000km schon 2 oder 3 mal im Einsatz gehabt... unbeabsichtigt, war halt ein wenig zu forsch ;) ...
    Ich gebs nicht mehr her, ABS forever, das steht fest
    Gruss BG

  • Hallo,
    ein ABS ist bei Kurvenbremsungen kein bischen gefährlicher als eine Bremse ohne. Bei Kurvenfahrt wird ein Teil der Reibungskraft des Reifens für die Seitenführung und ein Teil fürs Bremsen bzw. Beschleunigen benötigt. Wenn man nun zu heftig bremst, dann bleibt nichts mehr für die Seitenführung und man schmiert ab. Das ganze spielt sich bei nenneswerter Schräglage noch vor der Blockiergrenze ab. Ein eventuell vorhandenes ABS ist da noch gar nicht im Regelbreich, kann also auch keinen Einfluß ausüben.
    Nachdem ich einmal wegen eines blockierenden Vorderads abgestiegen bin (war nicht mal ne Schreckbremsung), kommen für mich nur noch Moppeds mit ABS in Frage.
    Gruß


    Norbert

    Mächtig sei das Bike und reich an Hubraum!

  • Ich bin ABS noch nie gefahren... und hab es in meinem (bisherigen) Motorradleben noch nie gebraucht.
    Dennoch bin ich betrübt, daß meine SC 54 Bj. 2004 kein ABS hat. Ich hätte es, wenn es das gegeben hätte, auf jeden Fall gekauft. Wegen des Werterhaltes! Neufahrzeuge Bj. 2004 ohne ABS werden für etwas über ? 7.500,-- verscherbelt, gebrauchte "ohne" sind auch entsprechend entwertet.


  • Leider...so isses... :(
    --------------------


    *** Das Leben ist zu kurz, um TÜV-geprüfte Motorräder zu fahren ***

  • Zitat

    quote:Orginal von em-tk


    Werd mir mal nen Parkplatz suchen bei Gelegenheit und n bissi Bremsen üben :)


    Moin em-tk!
    Ich kann FTXLST nur zustimmen, übe möglichst auf Kies, Roll-


    splitt oder einer festen Rasenfläche und sei nicht zu schüchtern


    mit der Geschwindigkeit - das System funktioniert!!!
    Ich kann mich noch gut an meine ersten Schritte auf einem ABS-


    Motorrad erinnern, es ist nicht so einfach den inneren Schweine-


    hund zu überwinden und vorn einfach voll reinzulangen!
    Die Königsdisziplin ist der sogenannte Reibwertsprung, aber


    selbst das funktioniert und die Technik hat das im Griff! Ich


    selbst habe bei mehreren Sicherheitstrainings Vollbremsungen


    aus allen möglichen Geschwindigkeiten geübt (auf der Döttinger


    Höhe am Nürburgring sogar aus über 200 km/h) und von daher


    habe ich vollstes Vertrauen in die Technik...
    Aber auch bremsen mit ABS will geübt sein, die Technik kann


    dir nicht alles abnehmen. In der Motorrad-Ausgabe 12/2005 war


    ein ganz interessanter Bericht darüber...
    Viel Spaß beim üben
    --------------------


    DIRK
    Wenn Wahlen etwas ändern würden,


    wären sie schon längst verboten!

    Grüße aus Schleswig-Holstein


    Nähere Erläuterungen zu diesem
    Posting findest Du auf der Rückseite!

  • Hi,


    ich hab ja im April bei nem Sicherheitstraining mitgemacht (hatte auch kurz darüber berichtet). Wir hatten da die Möglichkeit mit einer ABS-BMW zu bremsen.


    Nachdem wir vorher dass, was man einfach zugeben muss, nur von absoluten Profis zu beherrschende Bremsen ohne ABS "probiert" hatten, kamen wir in den Genuss mit der ABS-Maschine zu bremsen. Da wird einem der Unterschied erst richtig bewusst. Man langt einfach voll (wirklich voll, ein bisschen gibt es da nicht) in die Eisen, hält die Maschine möglichst gerade und steht dann irgendwann. Beim Not-Bremsen ohne ABS ist man einfach schnell überfordert.


    Wir hatten das im SHT auf Sand und im Schotter gemacht, das geht am besten. Auf Asphalt ist selbst das Bremsen mit ABS mit Vorsicht zu geniessen. Unser Trainer hat erzählt, dass die in der Trainerausbildung bei 70-100km/h auf Asphalt runterbremsen müssen und da selbst brutal ins Schwitzen kommen. Uns hat er dass auch nur demonstriert, aber nicht machen lassen
    Fazit: das nächste Bike ist mit ABS!
    Gruß


    Bernd