Ich hatte an vergangenem Wochenende Gelegenheit, die FZ1 von Yamaha ausführlich Probe zu fahren.
Diese subjektiven Erfahrungen der Tour von ca. 9oo km will ich euch nun hiermit kundtun. Am Samstag Morgen ging ich zu dem mir persönlich bekannten örtlichen Yamaha-Händler und holte absprachegemäß, die für mich bereitgestellte FZ1 ab.
Dazu muss ich erwähnen, das ich mich im Vorfeld in keinster Weise mit diesem Motorrad beschäftigt hatte, ausser die tangentialen Berührungen hier im Forum.
Ich wußte, wie die Maschine im Groben aussah, dass sie meiner Meinung nach, einen stockhäßlichen Scheinwerfer montiert hat, aber egal. "Guten Morgen" tönte es und da ich in Erwartung des schönen Wochenendes entsprechend gute Laune hatte, antwortete ich mit den selben Worten freundlich. Der Papierkram ward erledigt
und wir schritten zur Tat. Es schien die Sonne und ich bekam eine Einweisung in Motorradtechnik vom Feinsten. Man muss mir wohl angesehen haben, daß ich mit der Marke Yamaha, bis auf das Keyboard spielen, noch keine Bekanntschaft gemacht hatte. Nachdem ich nun wußte, wo sich an diesem Motorrad Vorder- und Hinterrad, sowie Lenker, Sitzbank und andere wichtige Elemente, befanden, durfte ich aufsteigen. Sofort fiel mir auf, dass die FZ1 nur für Leute bis ca. 175 cm gebaut war, bzw. für solche Menschen, wie für mich, die weder Kreuzbänder und Meniskus in den Knien ihr Eigen nennen können.
Der Kniewinkel beim Sitzen ist meines Empfindens nach viel zu spitz. Aber dieses Motorrad ist ja auch nicht für die Autobahn konzipiert worden, sondern für das schnelle, gierige, aggressive Kehren fahren. Und genau so sitzt man drauf, oder besser drin. Automatisch fletscht man die Zähne und donnert vom Hof. Als schnell negativ habe ich empfunden, dass die die schönen Daytona Stiefel mit der Fussrastentanlage der FZ1 nicht kompatibel sind.
Ständig verhakt man sich auf das schlimmste bei jedem Halt.
Nach dem unabsichtlich das erste Mal das Vorderrad hochkam und an der nächsten Ampel das Heck nach obern zu entfliehen begann, erinnerte ich mich meiner Familie und Kindern und beschloss, es etwas ruhiger angehen zu lassen. Nachdem der Vormittag der Hatz nach dem Euro vergeben war, begab ich mich gegen ca. 13.00 Uhr
auf den Weg zum Treffen der Ossisten und Republikflüchtigen.
Da ich nicht zu spät in Thüringen ankommen wollte, entschloss ich mich, den Weg schnellstmöglich per Autobahn hinter mich zu bringen. Es machte sich nervend bemerkbar, dass, wenn man bei ca. 4000u/min zu nah mit den Beinen an die in Gummi gelagerte Fussrastenanlage
kam, sich störende Vibrationen auf das ganze Bein übertrugen. Dieses war nur nach der nach Mikka zertifizierten Fahrertechnik zu beheben:
Füsse nach aussen drehen, Knie raus. 130 bis 140 km/h auf der Autobahn sind so meine Geschwindigkeiten, alle Vor- und Nachteile des Motorradfahrens halten sich ungefähr die Waage. Man kommt relativ schnell voran, der Nacken muss nicht soviel arbeiten, aber man spürt genau das richtige Mass an Druck von vorn, den eine Verkleidung
einem nehmen würde. Nach ca. 150 km war Zwangsstopp auf der Autobahn angesagt, mehrere Verkehrsteilnehmer hatten den Drang verspürt, die Kosten für Haftpflicht und Kaskoversicherung in die Höhe zu treiben. Eine solche Pause nutzt der noch nicht auf seine Gesundheit achtende Motorradfahrer gern zum Genuss von eins, zwei, drei
Nikotinstäbchen, oder zum aquirieren neuer zwischenmenschlicher Beziehungen. Hallo Jens. erste Ausfahrt auf der W650 gut überstanden??? Und Kati auf der 600 Honda; Deinen Freund nach dem Stau wieder gefunden??? Egal, weiter gings, im selben Takt. Nachdem ich auf der Hinfahrt zweimal tanken musste und eine Gesamtfahrstrecke von ca. 320 km zurückgelegt worden war, empfand ich einen Durchschnittsverbaruch von 11, 12 Litern als ganz schön heftig.
Sch.... drauf, der Spassfaktor soll ja nicht zu kurz kommen.
In Rudolstadt angekommen, musste ein ForumUser das Gerät gleich erstmal die schlecht asphaltierte Srasse rauf und runter testen, welches anhand von Bildern ja auch belegt ist. Danach wurde die FZ1 fachmännisch beäugt. Das Heck in Orginal ist einfach nur Sch..... Jeder zweitklassige Tuner, der auch nur einen Fuchsschwanz
halten kann, möchte am liebsten gleich zur Tat schreiten, aber verständlich. Die Verarbeitung ist auch stellenweise zweitklassig, dafür kostet das Ding aber auch wohl "bloss" 9900 Euro, ein Schnäppchen, wenn man alle technischen Details bedenkt. Egal. Dann kam der gemütliche Teil, den ich mir hier mal sparen will. Wer mehr
wissen möchte, schaut unter Ossitafel im Forum nach.
Nach der sonntäglichen üblichen Verabschiedung, fuhren wir gemeinsam in Rudolstadt/Schwarza ab. Nachdem Eisen-Mike und Biker-Babe, (es)Holger und seine SC40 und mich in Jena dann haben allein die Autbahn befahren lassen und der Holger, in Erwartung eines reichlich gedeckten Mittagstisches, an der Ausfahrt Meerane auf der A4
auf meine weitere Gesellschaft verzichteten, schritt ich zur Tat, oder besser, mich hat es gehackt. Keine Ahnung, was das Tier in mir geweckt hat, sei es das schlechte Wetter, oder die Gewissheit, das der morgige Tag eine Montag sein wird, ich drehte den Hahn auf. Man oh man, die Post ging ab. Schalten war einfach nicht mehr drin,
aber auch nicht wirklich notwendig. Ich weiß eh bis heute nicht, warum die FZ1 einen fünften unf sechsten Gang hat. Ich erkannte, das es auch Messwerkzeuge am Motorrad gibt, die jenseits der 220 km/h noch die relativ genaue Geschwindigkeit anzeigen und sich nicht irgendwo bei Null wieder einpegeln. UUUUUUUUUUUUIIIIIIIIIIII Waahhhnnnsssiiinnn
...ich glaube nur vergleichbar ist der Ritt auf der Kanonenkugel. Alle ex Superspochtler oder was auch immer mögen mir verzeihen, aber so eine verkleidete Rennwaffel bin ich vorher noch nie gefahren, aber ich glaube, die FZ1 kommt dem schon ziemlich nahe. Nachdem sich dieser kurzzeitige Anfall gelegt hatte, beschloss ich, wie vorgehabt, die Autobahn zu verlassen und meine mir teuren Anverwandten in Sachsen zu besuchen. Keiner da, Pech...........nee Glück. Rauf auf die Karre und weiter. Autobahn war ab dato gestorben. Die Landstrassen die kommen sollten, sind ja fast Hausstrecke, mit ein paar Unterschieden. Die Highways waren Dank DM mittlerweile Rennpisten, der Qualität nach, und statt einer 125 MZ, sollte ersatzweise diese Motorrad heute auf der Heimfahrt Dienst tun. Eins muss man sagen, dieses Moped will
Kurven, aber nicht irgendwelche, sondern, trotz ihrer übermenschlichen Kraft, schnelle aufeinander folgende enge Kurven............hin und her, das ist ihr Ding, aber auch genau ihr Manko, wozu 150 PS? Sorry, ich bin nicht der Rossi des Ostens, einen schnelleren wie mich, gibt es jeden Tag wieder. Diese Kraft zu beherrschen, will gelernt sein. Und genau deswegen bin ich seit diesem Wochenende der Meinung, für solche Motorräder braucht man einen extra Führerschein.
Nach sechs Stunden feinstem Motorradfahren mit einer Maschine, wo ich für mich selbst der Meinung bin, daß ich nicht mal einen Bruchteil dieser japanischen Ingieneurbaukunst abgerufen hatte, steht für mich eines fest: Dieses Motorrad braucht kein Mensch. Aber für nackend fahrende Leistungsfetischisten zählt dieser Einwand wohl kaum. Ich bin sie gefahren, ein feines Mopped, bin ich ganz ehrlich. Macht Spass und Freude. Aber ich würde sie mir nicht kaufen. Genau mit so einem Ding würde ich mich tot fahren.
Und ihr fehlt noch etwas, und sogar etwas ganz Entscheidenes. Er/Sie/Es hat keine Seele. Ein Baukastenmotorrad, wo auch Suzuki, Kawasaki, selbst BMW dran stehen könnte.
Wer so ein Motorrad mag, sich selbst vielleicht einbilden mag, es beherrschen zu können, dem kann ich nur den Rat geben, probiert es aus. Ich brauche das nicht.
Spass, damit, hatte ich, es einmal fahren zu dürfen, war großartig. Aber es ist wie bei einer guten Frau.
Wer einmal in die Versuchung des Teufels gerät, Ihr widerstehen vermag, wird schätzen lernen, was er an seinem Begleiter, sei es die Frau an der Seite, oder das Allroundmopped CB 1000/1300, lieben gelernt hat...
Und jetzt gehe ich meine SC 40 streicheln.